Vorschulkinder mit ADHS und Spielunfähigkeit bzw. Spielunlust

Besonders eine Untergruppe von hyperaktiven und impulsiven Kindern im Vorschulalter fällt dadurch auf, dass sich ihre Probleme über viele Situationen hinweg bemerkbar machen: das sind diejenigen Kinder, die zusätzlich eine Spielunfähigkeit haben.

Sie zeigen Verhaltensweisen wie gelangweilt-zielloses Herumlaufen und Herumtoben, wechseln ständig die Tätigkeiten, ohne sich allerdings lange mit einer Sache sinnvoll zu beschäftigen. Das Interesse für Dinge scheint durch den Reiz des Neuen gesteuert zu sein, der Umgang mit Dingen wirkt oft impulsiv, ist von extrem kuerzer Dauer und sehr oberflächlich.

Nach Misserfolgserlebnissen, die schnell eintreten, lassen die Kinder von den Gegenständen und Beschäftigungen ab und werden für Ablenkungen in der Umgebung empfänglich. Oder sie fordern von den Eltern - meist der Mutter - sehr penetrant Unterhaltung ein, sind meist schlecht gestimmt, nehmen keine Hilfestellungen und Ermunterungen für das Hineinfinden in ein Spiel an. Sie reagieren gar unwillig und widersetzen sich, wenn sie von den Eltern aufgefordert werden, eine Aktivität zu Ende zu führen.

Die Eltern klagen über ein hohes Niveau von Stressbelastung und fühlen sich hilflos und erschöpft!



Zeigt Ihr Kind die Verhaltensweisen unter Punkt 1 und 2 oder diejenigen unter Punkt 3 ?

1. Zielloses Herumlaufen/Herumtoben, ständiges Wechseln von Tätigkeiten

Herumtoben
  • Kind zeigt mangelndes Sitzfleisch, spielt aus dem Stand heraus, ohne sich niederzulassen;
  • geht an alles dran, ohne sich allerdings lange mit einer Sache sinnvoll zu beschäftigen;
  • zeigt unstetes, gelangweilt-zielloses Herumlaufen;
  • bei allen Beschäftigungen scheint es mehr und mehr nur um action zu gehen; Verbotenes wird bevorzugt;
  • schüttet etwas aus, wirft es herum, wendet sich wieder ab; dies kann sich steigern bis zu lärmerzeugendem Herumwerfen von Gegenständen oder zu wilden motorischen Spielen (Herumtoben);

2. Programm fordern (von Mutter/Vater), unzufriedenes Herumquengeln

Programm_fordern
  • Kind fordert ununterbrochen Aufmerksamkeit und ein Programm von einem Elternteil; will unterhalten werden;
  • klagt über Langeweile; quengelt und nörgelt, es wisse nicht, was es machen solle;
  • hängt unzufrieden herum und jammert;

3. Spiel

Spielen
  • Kind beschäftigt sich alleine;
  • es baut etwas, macht Symbol- oder Rollenspiele, malt oder bastelt etwas;
  • bleibt mindestens 15 Minuten beim Spiel, beschäftigt sich also länger mit einer Sache;
  • macht Spiele häufiger zu Ende;

Wenn Ihr Kind die Verhaltensweisen unter Punkt 1und 2 zeigt und gleichzeitig durch hyperaktives Verhalten auffällt, sollten Sie Ihr Kind durch einen Kinderpsychologen oder einen Kinder- ud Jugendpsychiater untersuchen lassen.

Trotz großer Problembelastungen für die Familie hat leider die wissenschaftliche Therapieforschung die Behandlung von hyperkinetischen Störungen im Vorschulalter noch zu wenig beachtet.
Da aber diese Störung oft deutlich vor dem 6. Lebensjahr beginnt und inzwischen auch in diesem Altersbereich diagnostiziert werden kann, ist der Bedarf an geeigneten Therapieformen, die beim Kind ansetzen und auf den Einsatz von Medikamenten verzichten, groß geworden.

Wenn das Vollbild einer ADHS bei einem Kind bereits im Vorschulalter diagnostiziert werden kann und sich parallel dazu eine Spielunfähigkeit/Spielunlust entwickelt hat, muss eine Psychotherapie sowohl die Spielstörung beim Kind behandeln und zusätzlich in Form eines Elterntrainings intervenieren, um die Hauptsymptome der Aufmerksamkeitsstörungen, der Hyperaktivität und der Impulsivität abzubauen.

In meiner Praxis versuche ich dies mit einem speziellen verhaltenstherapeutischen Ansatz zu erreichen.